Reflektionen

Über das Lesen

Neulich habe ich auf Facebook ein – aus meiner Sicht tolles – Foto geteilt. Darauf steht ein kleiner Text, der die Werte heutiger Gesellschaft beschreibt. Unter Anderem hieß es, wir sehen zu viel fern und lesen zu wenig.

Ich lese unheimlich gern, seit meiner Kindheit. Mit vier wurde ich von den Kindergärtnerinnen in die Kreismitte gesetzt und durfte meinen Töpfchenfreunden Märchen laut vorlesen. Auch in der Schule war ich immer diejenige, die während der Sommerferien die endlosen Listen „Das ist das Leseprogramm für das nächste Schuljahr“ abarbeitete.

Vor einiger Zeit habe ich festgestellt, dass es tatsächlich wahr ist: Ich habe aufgehört zu lesen. Ich hatte keine Zeit dafür. Ich weiß nicht genau, wann es passiert ist. Aber ein Buch im Jahr zählt nicht, wenn man das Verhältnis zwischen Fernsehen und Lesen betrachten würde. Und ich habe beschlossen, meine alte Leidenschaft aus dem Keller zu holen.
Nachdem ich ein paar Werke runtergeschluckt habe, wurde mir klar, was mich im Lesen immer so faszinierte – menschliche Schicksale und die Welten, in denen wir während des Lesens versenken. Das sind die Entscheidungen, die wir selber gerne getroffen hätten, das sind Wege, die wir gerne gegangen wären, das sind die Seiten, die wir annehmen. Bis zum Morgengrauen nicht einschlafen, weil es „noch paar Seiten“ sind, die geblieben sind. Und alles Andere bleibt irrelevant und existiert nicht mehr. Einige Geschichten wollen wir immer wieder erleben – wir wollen eine Never Ending Story. Manchmal ist das Sujet so gut, dass wir uns komplett drin auflösen und das Leben eines der Charaktere leben. Manchmal sind wir stille Beobachter, die unbemerkt lauschen und einfach mitfühlen. Und manchmal haben wir kein Verständnis oder Mitleid – weil wir so nie gemacht hätten.

Ich denke, Lesen ist eine faszinierende Art und Weise, sich selbst zu erkunden und zu reflektieren. Ich persönlich habe einige Bücher meinen Freunden empfohlen, weil ich einfach bestimmte Parallele sehen konnte. Erfreulicherweise lesen die Menschen heutzutage grade nicht wenig – das beweisen die Schlangen zur Kasse in den Bücherläden und öffentliche Verkehrsmittel. Und solange dies so bleibt, ist unsere Gesellschaft gar nicht so verloren.

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