Jetzt, wo der Sommer anscheinend tatsächlich entschieden hat, mit Beginn des ersten Herbstmonats „Adé“ zu sagen, ist die höchste Zeit, darauf zurück zu blicken und die Impressionen aus den sonnigen Strandtagen wieder aufleben zu lassen. Ich hatte das Glück, dieses Jahr gleich zwei Mal den Strandurlaub zu machen – und das erste von beidem führte mich nach Israel.
Gefühlt bin ich bereits im Münchener Flughafen in Israel angekommen, denn die Fluggesellschaft El-Al verfügt über ein eigenes Terminal, dessen Eintritt von den bewaffneten Bundespolizisten überwacht wird. Wenn ich gut drüber nachdenke, wohin ich fliege – gut so.
Das Ziel war übrigens Tel-Aviv – die Stadt mit ausgesprochen geilen Sandstränden, einem unglaublich klaren Wasser und einem wahnsinnig leckeren Essen. Der Eintritt zum Strand kostet nichts und überall gibt es auch Lauben, die Schatten schenken. Wer eine Liege will – kann sie auch mieten. Frage ist nur, wozu?
Abends wird auf den Stränden Beach-Volleyball gespielt und vereinzelt auf den installierten Geräten trainiert – alles frei. Entlang der Promenade wird fleißig gejoggt und es gibt wahrscheinlich nicht weniger Fahrradfahrer, als in Amsterdam. Besonders süß – einige von denen haben ihre Hunde im Fahrradkorb sitzen.
Das Leben in Tel-Aviv, oder in Israel allgemein ist teuer. Die Preise sind im Schnitt doppelt so teuer wie in Deutschland. Für ein kleines Bier (0,33l) muss man bereit sein, ca. 25-30 Schekel zu zahlen, bei einem Währungskurs von 1:4 – etwa 7 €. Auch in den Supermärkten sind die Preise höher – ein einfaches Weizenmischbrott, geschnitten, kostet 4,-€ (16 Scheckel). Aber irgendwann ist man angekommen und nimmt es so, wie es ist. Vorteil: Danach scheint einem Feinkost in Deutschland nicht mehr teuer 😀
Kulturell ist Tel-Aviv eine weltoffene Metropole – angefangen von dem Kleidungsstil bis zur Sabbat-Einhaltung. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass die Stadt auf den ersten Blick vom Tourismus lebt. Fast jeder spricht Englisch, oder auch Russisch. Einige sprechen fließend Deutsch, weil sie Jahre lang in BRD gearbeitet haben. Aber komischerweise gibt es keine Schilder auf Englisch oder besser gesagt nicht auf Hebräisch. Das heißt, man hat keine Ahnung, wo der Bus so hinfährt, oder was es für eine Haltestelle ist. Erlebnis.
Es wird ernst sobald man die Stadt verlassen möchte. Egal ob diese, oder eine andere: in jeden Busbahnhof kommt man nur durch die Metallkontrolle. Vor der Einfahrt auf das Gelände wird der Bus von Militär kontrolliert – ein einfacher Durchgang durch die Reihen.
Im Jerusalem stehen bewaffnete Männer auch in den Bazargängen in der Altstadt. Laut den Erzählungen der Einheimischen wird regelmäßig jemand dort ermordet – erstochen, erschossen oder sonst was. Merkwürdig, dass diese Tatsachen sich nicht auf der Anzahl der Pilger auswirkt, die massenweise die Altstadt Jerusalems besuchen. Und man fühlt sich trotz all dem auch nicht unsicher, ganz im Gegenteil – sicherer, als auf mancher europäischen Promenade.
Jerusalem ist ein Thema an sich. Unfassbar wie viel Geschichte hinter ihren Mauern versteckt sind und eine Straße zu gehen, die aus dem II. Jahrhundert n. C. stammt, ist in Jerusalem besonders emotional. Emotional ist auch Besuch der Klagemauer. Da würde ich jedoch gern wissen, warum der Teil der Mauer, zu dem die Männer gehen deutlich größer ist, als der Teil der Mauer für die Frauen. Zudem gibt es aber deutlich mehr Frauen als Männer, die ihre Gebete aufgeschrieben auf den kleinen Zettelchen versuchen in die Mauer reinzustecken. Total unfair. Na, was solls.
Gehen wir weiter: Die Grabeskirche, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Man stellt sich so ziemlich spannende Fragen, die man im Alltag sich sicher nicht stellen würde. Von „Was ist wirklich vo 2.000 Jahren hier passiert?“ über „Glaube ich den wirklich an Gott“ bis „Bin ich ein guter Mensch?“ Die letzte Frage gewinnt an Bedeutung, je näher man zum eigentlichen Grab kommt. Eine Stunde in der Schlange unter den Menschen, jeder von denen eine Ikone hat. Oder Kerzen. Oder beides. Groß, größer, am größten. Teuer, teurer, am teuersten. Versuchen sie auf diese Art und Weise eine Indulgenz zu kaufen? Kommt jedenfalls so vor. Schubsen, schreien… Tun fromme Menschen so was? Und so, in Erwartung, eine der wichtigsten christlichen Reliquien zu sehen, findet man zu sich selbst.
Einige der christlichen Heiligtümer befinden sich in Palästina. Die Autonomie unterscheidet sich gewaltig vor allem äußerlich. Gefühlt macht man eine Zeitreise in die 70er oder vielleicht 80er. Alles ziemlich untergekommen. Und da hat man auch dieses Gefühl in Nahost zu sein – die Menschen, die Atmosphäre, die „Architektur“, vielleicht auch die Luft. Zeitgleich wirkt Betlehem doch auch etwas unbekümmert von dem Weltgeschehen. Der Ort lebt von Tourismus und auch hier muss man durch zahlreiche Schlangen um die Geburtsstätte Christis zu sehen. Das Einzige, was den politischen Konflikt spürbar macht, ist die Grenze zwischen Israel und Palästina, die auch na klar von Militär überwacht wird.
Nach der Rückkehr nach Tel-Aviv verblasst die Emotion und man kehrt zum normalen Alltag zurück und genießt den Strand und die Sonne. Die Erkenntnis und das Erlebte bleiben aber fest im Gedächtnis.
Fazit: Ich muss nochmals nach Israel, denn ich habe beim weiten nicht alles gesehen.