Allgemein, Events, Kunst und Kultur

Frankfurter Buchmesse 2017

Zweite Chance oder: neues Jahr, neues Glück.

Jede richtige Leseratte will mal zu einer Buchmesse. Umso größer war meine Freude vor 2 Jahren, als ich zum „weltgrößten Publishing Event“ (Zitatende) fuhr. Die Impressionen waren dennoch nicht so der Burner und zwei Jahre später, habe ich der Messe eine zweite Chance gegeben, nur weil ich a) die Akkreditierung hatte und b) einige spannende Termine hatte, die mit dem ukrainischen Stand in der internationalen Halle 5.0 verbunden waren. Unter dem Strich war der Wochenendbesuch der Messe auch ausschließlich von b) geprägt.

Erste positive Überraschung: Der Stand. Diejenigen, die meinen Bericht von vor 2 Jahren gelesen haben, wissen, wie trist und düster es inhaltlich war. Angeblich war es letztes Jahr schon anders, dieses Jahr war der Sprung zu 2015 aber echt deutlich zu spüren. Ein großer Stand, auf dem mehrere Verlage ihre Bücher präsentiert haben und dessen Aussehen von Werken der französischen Künstlerin ukrainischen Herkunft, Sonia Delaunay, inspiriert wurde. Sehr symbolisch – denn Frankreich war dieses Jahr der Ehrengast der Messe. Was war da zu finden? Sowohl Werke moderner ukrainischer Schriftsteller und Dichter, als auch internationale Klassik, wie der Kleine Prinz (ist ja klar^^). Erwähnenswert ist auf jeden Fall Design und Illustrationen der Bücher, denn nicht nur Cover ist da ein Eyecatcher. Als größter Kritiker meines Herkunftlands war ich echt begeistert (der Kleine Prinz war übrigens das schönste Buch, das ich je gesehen habe).

Zweite Überraschung: Alle ukrainische Autoren sprachen entweder verhandlungssicheres Englisch oder sogar Deutsch, was es auch nicht-Ukrainern ermöglichte, die Diskussionen zu verfolgen und im Vorbeigehen doch am Stand stehen zu bleiben um zu lauschen. Besonders cool fand ich, dass es auch gleich zwei Beiträge für die internationale Bühne in 5.1 gab: Die Präsentation des neuen Romans des heute wahrscheinlich berühmtesten Schriftstellers und Dichters der Ukraine Serhij Zhadan – „Internat“, in dem es über den Krieg in der Ost-Ukraine geht und die Ereignisse durch die Augen eines neutralen Zivilisten erzählt werden. Der zweite Beitrag war die Diskussion darüber, wie kreative Menschen, was die Schriftsteller auch sind, die Gesellschaft beeinflussen und verändern können: Worüber wird geredet? Welche Meinung pflegt man? Wo soll es noch an der Toleranz gearbeitet werden? Bei dieser Diskussion find ich schade, dass das Publikum deutlich größer sein konnte, denn es sind Themen, die nicht nur Ukraine betreffen. Häusliche Gewalt ist z. B. auch international eines der wichtigsten Themen im Sozialgebiet.

Wann beschäftigt man sich eigentlich mit seiner Rolle in der Gesellschaft? Und ich meine jetzt nicht die „traditionelle“ Rolle als Kind, Elternteil, Schwester / Bruder, Ehemann/-frau, Kollege, Dienstleister, Vorgesetzte(r). Wann stellen wir uns die Frage, was können wir vielleicht bewegen? Die internationalen Wahlen in UK, USA und Deutschland haben gezeigt, dass man sich wohl nicht ausreichend Gedanken macht, selbst wenn man aufgefordert wird. Deswegen war es mal schön, über eigene Rolle bei der Pflege des Landesimages und Förderung und Achtung eigener Kultur beim Leben im Ausland zu diskutieren.

Obwohl ich es dieses Jahr nicht geschafft habe, in die Heimat für paar Tage oder Wochen zu fliegen, hat der Besuch der Frankfurter Buchmesse dies ziemlich gut kompensiert. Zudem war es schön, die Messe inhaltlich auf einem ganz anderen Niveau zu erleben.

Den Besuch der „Massenhallen“ habe ich mir übrigens gespart, dafür aber wieder einen Abstecher zur „Design“-Halle gemacht, die nicht enttäuscht hat: Von dem coolen Kunst-Memory-Spiel von Staatlichen Museen zu Berlin bis zu den interaktiven Tablet-Büchern von Studenten (!) der Joshibi Universität für Kunst und Design. Fett.

Und ganz traditionell paar Bilder zum Schluss 🙂

 

Titelbild: Lesung mit Serhij Zhadan, (c) Anna Schneidemann Photography

Allgemein, Kunst und Kultur

It’s all that Jazz

Als Freundin von mir vorgeschlagen hat, eine Ausstellung im „Cube“ zu besuchen, war ich skeptisch. Letztendlich war ich oft genug im Kunstmuseum Stuttgart, um zu wissen, dass es dort trotz des renommierten Ansehens in der deutschen Kunstszene nichts Sehenswertes gibt. Da ich aber immer wieder für Neues offen bin und die „Ich schaue es mir an“-Truppe sich als viel versprechend entpuppte, ging ich doch hin.

Eins muss ich sagen. „I got Rhytm. Kunst und Jazz seit 1920“ ist sicher die beste Ausstellung, die das Museum auf die Beine gestellt hat, und wird für das Museumsmanagement sehr schwierig sein zu toppen. Die Sammlung ist erstaunlich, alleine wegen der vertretenen Künstler: Henry Matisse, Jackson Pollock, Piet Mondrian, Andy Warchol, Otto Dix und viele andere. Sehr viel (gefühlt, die überwiegende Menge) aus den Privatsammlungen.

Bereits der erste Stockwerk überrascht positiv. Die Visionen und Bilder aus den „Roaring 20s“ sind ein Hingucker. Die Werke aus der Kriegszeit sowie aus der Epoche danach sind für mich jedoch schwer mit dem Jazz zu identifizieren. Eher hat Mondrian mit seinen späteren Werken das Baukastensystem im funktionalen Design inspiriert, als er selbst dazu von Jazz inspiriert wurde. Dennoch enorm Klasse, dass man das berühmte Werk mit eigenen Augen sehen darf! Das Videomaterial war zum Teil etwas eigen. Was aber total klasse ist, ist die Möglichkeit, sich auf eine Bank hinzusetzen, die riesigen Kopfhörer aufzusetzen und dem Jazz aus den unterschiedlichen Jahrzehnten zu lauschen. Übrigens der Audioguide bietet dies auch, nur, selbstverständlich, als musikalische Begleitung der Story.

Die Ausstellung geht bis zum 06. März 2016 – also, beeilt Euch!