Kunst und Kultur, Reisen

Über Florenz und neapolitanischen Extremurlaub

Bis jetzt habe ich es immer geschafft, meine Urlaubsimpressionen in einen Beitrag zu packen. Diesmal war es so erlebnisreich, dass ich mich für mindestens zwei Posts entschieden habe. Im ersten Teil meines Berichts möchte ich nun die Impressionen aus Florenz sowie Neapel präsentieren.

EINLEITUNG

Wenn man über den Erlebnisurlaub spricht und sich etwas Extremales wünscht, denkt man eher an Safari in Afrika oder Extremsport-Aktivitäten, die dann einen gewissen Adrenalin-Schub gewähren. Keiner würde an Italien denken. Wobei denke ich, dass es weniger an meiner  Ziellokation liegt, sondern mehr daran, dass die Reise ohne Veranstalter stattgefunden hat. Auf eigene Gefahr sozusagen.

Das war nicht dass erste Mal, dass ich mit dem Auto quer durch das andere Land gefahren bin (na gut, ich wurde gefahren), allerdings war es ein im Grunde anderes Erlebnis.

KAPITEL I: FIRENZE

Florenz ist toll und erinnert mich etwas an meine Heimat. Weil man die Sachen nicht nur in dem entsprechenden Geschäft kaufen kann, sondern auch vom Tisch draußen auf einem Mini-Bazar und es heißt nicht unbedingt „schlechte Qualität“ und „billig“. Ganz im Gegenteil: Auf einem Tisch in Florenz kauft man z. B. ein Notizbuch mit dem Cover aus dem echten Leder für 100,- € oder ein edles Vistitenkartenetui. Und generell ist Florenz nach den Echtes-Leder-Waren verrückt (das mag noch ein Grund sein, warum sie mich an die Heimat erinnert). Auf der bekanntesten Brücke der Stadt – Ponte Vecchio – werden edle Goldwaren verkauft (s. unten). Die Stadt hat generell Ahnung von Mode und ist bestens für Shopping geeignet.  

 

Kulturell gibt es auch genug zu sehen – die Kathedrale von Santa Maria del Fiore ist ein echter Hingucker. Dank den schicken Farben des Marmors und dem, was die Menschen bei dem Bau daraus gemacht haben: Die Kunst, aus den farbigen Bausteinen, hervorragende Muster zu bilden, genießt mein höchstes Respekt. Bis jetzt durfte ich die monofarbenen Dome (überwiegend die des Flamboyant) betrachten und dieses Meisterwerk der Renaissance Zeit hebt sich eindeutig in eine der ersten Reihen hervor.

 

 

Selbstverständlich gibt es auch andere Sehenswürdigkeiten in Florenz. In der Basilica Santa Croce sind z. B. u. A. Galileo Galilei sowie Michelangelo begraben. Die Accadamia di Belli Arti verbirgt das Original des David von Michelangelo. Ideale Lokation um sich irgendwie kulturell weiterzubilden.

Und hier wie immer noch einige Impressionen im Bild.

 

 

 

Vor der Accademia di Belle Arti

 

 

Basilica Santa Croce
Basilica Santa Croce

 

 

KAPITEL II: NAPOLI

Neapel liegt ja direkt an der Meeresküste und dem entsprechend war der Aufenthalt als eine Mischung aus Kultur und Strand angedacht. Und in der Tat: Egal wie lange man am Strand hockt, lernt man innerhalb der neun Tage auch die Lebensart und die Kultur der Region. Und hier geht es auch mit dem Erlebnis los.

Ich würde mal behaupten, ich war bereits in Italien. Zu dem Zeitpunkt des Eintreffens am Ziel, habe ich bereits Rom, Verona, Mailand, Venedig, Florenz (eben ganz frisch) und auch die italienische Küste des Côte d’Azur besucht. Neapel befindet sich definitiv am anderen Ende des Durchmessers. Na dann legen wir los.


Als wir ankamen, war mein erster Gedanke: „Warum so schmutzig?“ Ich wusste nicht, ob es am Sonntag und der Feierei davor lag, oder an der lokalen Kultur. Tatsache ist, dass Neapel eine der schmutzigsten Städte ist, die ich je gesehen habe, und meine bisherigen Erfahrungen in Italien mich auch nicht mal an die Idee gebracht haben, nach so was zu recherchieren. Die Bestätigung für meinen Müll-Schock wurde mir nachträglich aus dem Freundeskreis geliefert: Es soll kein staatliches Müllabfuhrsystem geben und Neapel soll auch als die schmutzigste Stadt Italiens gelten. Eine kurze Recherche lieferte gleich paar Treffer, die schon Einiges erklären. Man könnte auch tiefer gehen, aber je älter ein Artikel ist, umso weniger Bezug zu der aktuellen Situation in der Stadt es hat. Und Neapolitaner achten tatsächlich nicht wirklich auf die Sauberkeit an der Straße: Ein Mädel steigt aus dem Bus raus, faltet die Plastikflasche zusammen und wirft sie direkt auf den Boden. Aber gut, da kann man echt lange diskutieren. Bleiben wir dabei: Erlebnis Nummer 1 ist Müll.

Erlebnis Nummer 2 waren die Verkehrsregeln, bzw. deren Abwesenheit. Bereits aus dem Freundeskreis wurde mir mitgeteilt, dass Neapel den chaotischsten Verkehr ever hat, aber dies muss man wirklich erleben. Der Begriff einer Spur existiert bei den Neapolitanern nicht. Sie fahren dort, wo es grade frei ist. „Ach, in Paris ist es doch auch so“, würdet ihr sagen. Nein, Paris raucht hier nervös in der Ecke. Neapolitaner bremsen nicht, fahren bis es einfach nicht mehr geht und in die gebildeten 0,5 Lücken fahren noch die Roller rein, bis es dann tatsächlich nicht mehr geht. Ich habe die ganze Zeit versucht ein Auto ohne Kratzer oder Unfallspuren zu finden. Nicht dass ich jetzt parat eins im Kopf habe. Aus dem Bauch raus, ist die Hälfte der Seitenspiegel kaputt: einfach hängend, mit Klebeband befestigt oder einfach mal abwesend. Als wir ein Mal falsch abgebogen haben, sind wir in der Gegend gelandet, wo die vernünftigen Menschen eben mit dem Roller fahren. Dabei ging es auch heftig Berg ab und auf. Ergebnis: Ich bin beinahe in die Panik verfallen und irgendein Roller hat nun auch keinen linken Seitenspiegel. Und übrigens: Hätte mein Dad an diesem Tag eine Fahrerprüfung machen sollen, hätte er sie bestanden. Von daher ist es ja für mich der schwere Busunfall gar nicht verwunderlich, obwohl es echt ein extrem trauriges Ereignis ist. Als Fußgänger kann ich nur sagen, dass ich schon paar Tage gebraucht habe, bis ich die Straße ohne Angst überfahren zu werden überqueren konnte.

 

Erlebnis Numero tre ist die Esskultur. Klar, schmeckt die kleine quadratische neapolitanische Version der Margherita ganz besonders (echt lecker). Nur dass man im Imbiss an der Ecke außer Pizza, Focaccia, Panini und Piazetta kaum was für den kleinen Hunger findet. Vielleicht erklärt das, warum die acht-jährigen Kinder unproportional große Bäuche und richtige Dehnungsstreifen haben. Mehr gibt es dazu kaum zu sagen. Und Pasta zu bestellen war für mich besonders ein Problem – sie hat irgendwie auf der Karte gefehlt. Das Restaurant musste man sich hierfür gezielt suchen.

Kultur: Eigentlich ist Neapel eine Schatztruhe der Architektur. Die Stadt zählt über 400 Kirchen, die sich fast in jeder Straße finden lassen. Nicht umsonst wurde die Altstadt von Neapel zu der UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die wunderschönen Brunnen – meiner Einschätzung nach aus der Renaissance Zeit – und die Schätze, die in den neapolitanischen Museen aufbewahrt werden, sind von der weltweiten kulturellen Bedeutung. Nur hatte ich irgendwie kein Bedürfnis in ein Museum zu gehen. Siehe hierzu Erlebnis Nummer 1: Weil jedes Meisterwerk der Architektur mit Graffiti und Müll beschmückt ist.

 

 

 

Menschen: Die Neapolitaner würde ich ganz frech pauschal in zwei Kategorien teilen – die absolut nettesten Menschen der Welt und die kompletten Arschlöcher. Wir haben mehrere Touristen-Gruppen gesehen, aber die Höflichkeit und Touristenorientierung gehört definitiv nicht zu der kommunikativen Standardausstattung eines Neapolitaners (zumindest nicht den Ausländern gegenüber). Trotzdem muss man die Menschen erwähnen, die auch ohne jegliche Englisch-Kenntnisse hilfsbereit sind und dich nicht loslassen, bis sie sicher sind, du kommst mit der Information so weiter.

Meer: Selbstverständlich ist ein Strand immer ein Strand und nichts kann mit dem Meer verglichen werden. Außer natürlich noch mehr Meer. Die besondere Aufmerksamkeit schenken und die persönliche Empfehlung aussprechen möchte ich für Capri. Ich kann nicht sagen, dass ich Capri gesehen habe, denn es war ein Strand-Ausflug. Nur ist der Capri-Strand definitiv einen Besuch wert. Das ist das Wasser, welches einfach nicht loslässt. Bereits wenige Meter von der Ufer entfernt spürt man keinen Meeresgrund mehr unter den Füssen (was auch nicht schlecht ist, weil die Steine nicht der angenehmste Boden der Welt sind). Und wenn man eine Tauchmaske hat, ist es ein Paradies: Direkt unter einem schwimmen hin und her die großen und kleinen Fische! Wenn man also Angst vor dem Profitauchen hat, sollte man einen einfachen Set im Einzelhandel besorgen und auf die Capri-Insel gehen. Ein super tolles Erlebnis!

 

 

 

 

Unter dem Strich war Neapel ein großartiges Erlebnis mit ein wenig Kulturschock. Aber das gute daran war, dass ich diese Stadt so erlebt habe, wie sie tatsächlich lebt und tickt und nicht, wie ein Reiseveranstalter sie präsentieren würde.

Castel Nuovo
 Promenade-Kai mit dem Blick auf Vesuv

 

 Dom zu Neapel
Dom zu Neapel

 

2 Gedanken zu „Über Florenz und neapolitanischen Extremurlaub“

  1. Ein sehr kurzweiliger Reisebericht, Ilona. Das Bild mit der Kette am rechten Fuß: (sofern das Bild bereits zu Napoli gehört) hattest Du zuvor Müll weggeworfen und wurdest sozusagen an den Pranger gestellt? 🙂

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